Weilmaier vollzog fast nahtlos nach Stilllegung des Bergwerks und Verabschiedung des Sozialplans die schwierige Umstrukturierung des Bergarbeiterortes in eine moderne Industriegemeinde.
1968 gab es im Vorstand des Ortsvereins erneut einen Wechsel. Johann Faßnauer, langjähriger Betriebsratsvorsitzender und nach der Schließung des Bergwerks beim Arbeitsamt angestellt, wird 1. Vorsitzender. Zur Aktivierung der Parteiarbeit unterrichtet man die Bevölkerung in Frühschoppengesprächen über die gemeindlichen Probleme. Außerdem werden die Bürger unserer Gemeinde durch die vom SPD – Ortsverein herausgegebenen „Haushamer SPD – Informationen“ in regelmäßigen Abständen über Parteiprobleme informiert. Zur Vorbereitung der Kommunalwahlen 1971/72 werden einschlägige Seminare abgehalten. Auf Ortsebene findet man seit 1971 auch eine eigene Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten (Juso) und entgegen vielen anderen Aussagen ist die Zusammenarbeit mit dem Ortsvereinsvorstand ausgezeichnet. Bei der Bürgermeisterwahl 1972 wird Anton Weilmaier ohne Gegenkandidaten erneut zum 1. Bürgermeister gewählt, mit über 99 Prozent der abgegebenen Stimmen. Dieses ausgezeichnete Ergebnis ist nicht nur allein der Person Anton Weilmaier zuzuschreiben, sondern auch der jahrzehntelangen fruchtbringenden Arbeit eines aktiven SPD – Ortsvereins. Bestätigt wird diese Aussage durch das hervorragende Ergebnis bei der Gemeinderatswahl. Mit 68,8 Prozent für die SPD - Kandidatinnen und Kandidaten bedeutet es sogar ein Rekordergebnis in Bayern. Die SPD stellt mit diesem Wahlergebnis 14 der 20 Gemeinderäte. Im Miesbacher Merkur steht am 23.06.1972 zu diesem glänzenden Wahlergebnis u.a. folgendes: „Mit 68,8 Prozent der Stimmen haben wird das beste Wahlergebnis seit Kriegsende in Hausham erzielt“, stellte der Vorsitzende des SPD – Ortsvereins, Hans Faßnauer, stolz bei einer Ausschusssitzung der Haushamer SPD fest. „Mit diesem Ergebnis für die SPD stehen wir in Oberbayern an der Spitze“, meinte er. Bürgermeister Anton Weilmaier rief dazwischen: „In ganz Bayern!“. Die mit SPD – Mehrheit geführte Kommunalpolitik hat u.a. bewirkt, dass Hausham im sozialen Wohnungsbau nach Ingolstadt auf Platz zwei in Oberbayern steht. Das Huberspitzhaus wird 1972 nach intensiven Verhandlungen durch Anton Weilmaier mit der DAG (Deutsche Angestellten – Gewerkschaft) von der Gemeinde für 92.000 DM zurückgekauft. Zur Erinnerung: Das Huberspitzhaus wurde von Haushamer Bergleuten in den 30er Jahren im Rahmen einer Notstandsarbeit erbaut. Auf Initiative von Anton Weilmaier entstehen in Tiefenbach-Holz, in einem Gebiet, das zur allgemeinen Wohnbebauung nicht geeignet ist, 73 Wochenendhäuschen für Erholungssuchende. Der Grund wird in Erbpacht mit 66 Jahren vergeben, sowie ein Erst- oder Zweitwohnsitz ist ausgeschlossen und aus Umweltgründen wird diese Siedlung an das Ferngasnetz angeschlossen, eine Holz-, Kohle- oder Ölheizung wird ausgeschlossen. Die exotisch anmutenden Haustypen werden anfangs kritisch beurteilt. Interessant dazu die Aussage eines Miesbacher Architekten in einem Leserbrief vom 15.07.1972: „Die Idee, in Holz bei Hausham eine Feriensiedlung entstehen zu lassen, ist großartig und beweist ein hohes Maß an sozialer Gesinnung. Trotzdem sind gegen da geplante Vorhaben Bedenken anzumelden. Der publizierte Bebauungsplan zwingt mir den erschreckenden Vergleich mit der zersiedelten Raumplanung von Los Angeles auf. Einer Häuserlandschaft, die in ihrer stereotypen Gleichmäßigkeit zur Verödung jeglicher Kommunikation führt.“. Ende September 1972 wird die neue 15.000 Quadratmeter große Schulsportanlage eröffnet. 10.000 Quadratmeter Rasenfläche für ein Fußballfeld kommen noch dazu. BLSV- Kreisvorsitzender Klaus Trömer beglückwünscht die Haushamer zu dieser Sportanlage und befindet die großzügige Planung und Ausrichtung für sehr zukunftsweisend. Und der damalige Landrat Wolfgang Gröbl (CSU) sagt: „Ich bin glücklich darüber, dass mit der Haushamer Anlage ein Kristallisationspunkt geschaffen wurde.“ Die 1972 von der bayrischen Staatsregierung beschlossenen freiwilligen Gemeindegebietsreform wurde für Hausham ein schwerer Weg. Ziel der Reform war es, durch vernünftige und historisch vertretbare Zusammenschlüsse leistungsfähigere Kommunalverwaltungen zu bilden. Die nach der Bergwerksschließung bestens gelungene Umstrukturierung von Hausham zu einer modernen und zukunftsweisenden Industriegemeinde, bewirkte auch, dass Hausham die einwohnerstärkste Gemeinde im Landkreis Miesbach war. Aber alle von Bürgermeister Anton Weilmaier und dem Gemeinderat eingebrachten Anregungen und gut begründeten und fundierten Argumente, nützten letztendlich nichts. Als eine von wenigen Gemeinden in Bayern wurde Hausham im Rahmen der Gemeindereform gestutzt. Aus kommunalpolitisch Sicht und vom Grundsatz der Gebietsreform, ist diese Entscheidung nicht verständlich, weil man damit eine florierende Gemeinde geschwächt und nicht gestärkt hatte. Parteipolitisch ist dieser Schritt aber eher erklärbar, denn im CSU-regierten Bayern ist es nicht wünschenswert, eine seit Jahrzehnten von SPD – Bürgermeistern und SPD – Gemeinderatsmehrheiten geführte blühende und quicklebendige Ortsgemeindschaft noch leistungsfähiger zu machen. Unter dem Motto „Rama – Dama“ säuberte im Juni 1973 rund 50 Bürger und zwei Schulklassen das Müller – Hölzl von Unrat. Initiiert wurde diese Aktion von den sechs in der angrenzenden Nagelbach-Siedlung wohnenden SPD – Gemeinderäten Hans Faßnauer, Sepp Grill, Sepp Danninger, Robert Linz, Franz Veicht und Fritz Wamser. 23 Lastwagen Unrat sind abgefahren worden. Und wie vorrausschauend man sich auch in die Kreispolitik einmischte zeigt, dass Bürgermeister Anton Weilmaier bereits 1973 einen Plan für ein neues zentrales Kreiskrankenhaus in Hausham bekanntmachte. Im Miesbacher Merkur ist dazu in der Ausgabe vom 27.11.1973 u.a. folgendes nachzulesen: „Wir wollen die Tradition des ehemaligen Bergwerksortes fortsetzen. Damals galt der Bergmann als Helfer, der durch Sonderschichten an Sonn- und Feiertagen zum Wohle aller beitrug“, erklärte Weilmaier. Der Bürgermeister kündigte an, dass Hausham bald mit dem Plan für ein zentrales Kreiskrankenhaus an die Öffentlichkeit treten werde. Hausham sei gerüstet und willens, ein interessantes Angebot zu unterbreiten. Auf Initiative von Anton Weilmaier wurde 1968 im ehemaligen Direktionsgebäude der Oberkohle eine Sonderschule für geistig – und lernbehinderte Kinder errichtet. Anfangs gingen dort unter der Leitung von Rektor Hans Röder 28 Kinder in den Unterricht, 1973 waren es schon 155 Kinder, die von 13 Lehrkräften betreut wurden. Für 1976 rechnete man bereits mit der Aufnahme von über 200 Kindern aus dem gesamten Landkreis. Eine neues Behindertenzentrum war deshalb dringend erforderlich. Aufgrund der umsichtigen und zukunftsweisenden Politik von Anton Weilmaier, dem Gemeinderat und insbesondere von Hans Röder, wird deshalb angrenzend an die Zentrale Schulsportanlage vom Landkreis ein Behindertenzentrum erstellt und gleichzeitig die erste Dreifach-Turnhalle des Landkreises errichtet. Das 25.000 Quadratmeter große Grundstück bringt die Gemeinde Hausham als Schenkung an den Landkreis mit ein. Unter dem SPD – Ortsvorsitzenden Hans Faßnauer feiert die Haushamer SPD 1974 ihr 75jähriges Bestehen. Die Vorbereitung und die Durchführung oblagen einem Festausschuss unter der Leitung von Gemeinderat Fritz Wamser. Mit dem Motto: „Leistung – Erfolg – Fortschritt“ zog die Haushamer SPD eine Festwoche mit hochrangigen Veranstaltungen durch. So fand u.a. ein Internationaler Frauentag und eine Tagung der Bürgermeister und Kommunalvertreter in der Alpenregion statt. Die Festansprache am Jubiläumsabend hielt Hans – Jochen Vogel. In der Ankündigung zur Festwoche wählte der Miesbacher Merkur in seinem Artikel folgende aussagekräftige Überschrift: „Vor 75 Jahren den Grundstein zur Roten Hochburg gelegt“. Im Oktober 1974 macht Parteivorsitzender und Altbundeskanzler Willy Brandt auf dem Weg zu einer Großkundgebung in Rosenheim, einen Abstecher zu seinen Parteigenossen in Hausham. Nach einem Empfang bei Bürgermeister Anton Weilmaier im Rathaus, führt Willy Brandt auf der neuen Zentralen Schulsportanlage den Anstoß zu einem Fußball - Freundschaftsspiel zwischen der Kreis-FDP und der SPD Hausham aus. In der Pause werden dem Altbundeskanzler im Leseraum des Gemeindekindergartens echte bayrische Schmalznudeln serviert. Auch kleine, untergeordnete zu handelnde Angelegenheiten im Gemeinderat zeigen die große Verbundenheit der örtlichen SPD mit der arbeitenden Bevölkerung. So gab es in der Zeit von Bürgermeister Anton Weilmaier jedes Jahr im Gemeinderat eine aufregte Diskussion seitens der CSU-Gemeinderäte über ein Zuschussgesuch des DGB-Ortskartells zur musikalischen Ausgestaltung der 1.Mai-Feier und sie verweigerte jedes Mal die Zustimmung. 1974 wird SPD - Gemeinderat Fritz Wamser auf Empfehlung von Paul Prankl zum Vorsitzenden der Sportgemeinschaft Hausham gewählt. Er aktiviert die SG Hausham 01 und führte sie über die 1000 Mitgliedergrenze hinaus. In der SPD – Jahreshauptversammlung im Januar 1976 stellte der Vorsitzende Hans Faßnauer stolz fest, dass die SPD in Hausham mit 228 Mitgliedern der stärkste Ortsverein im Unterbezirk ist. Bürgermeister Anton Weilmaier betonte in seinem Referat über die Gemeindepolitik, dass Hausham die einzige Gemeinde im Landkreis ist, die einen gemeindeeigenen Kindergarten mit pädagogisch ausgebildeten Kindergärtnerinnen unterhalten. Im Gemeinderat wird 1976 mit einem Volumen von über 15 Millionen DM ein Rekordhaushalt einstimmig beschlossen. Trotzdem liegt die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde noch 20 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. Ebenso sind die Verwaltungskosten extrem niedrig. 1976 wurden Martha Weigl und Bety Fessl als Vorsitzende bzw. Stellvertreterin der SPD-Frauengruppe wiedergewählt. In der überaus gut besuchten Jahreshauptversammlung der 209 Mitglieder zählenden Frauengruppe berichtete die Vorsitzende Martha Weigl von einem sehr aktiven Jahr und freute sich besonders über die guten Kontakte zu SPÖ-Ortsgruppen in der Steiermark. Bürgermeister Anton Weilmaier lobt die rührige Arbeit der SPD – Frauen ganz besonders. Die Gemeinde Hausham führte 1977 als erste und bislang einzige Gemeinde im Landkreis eine Kindererholungsaktion für Haushamer Kinder durch. Rund 50 Kinder aus sozial schwachen und kinderreichen Familien durften in Begleitung von ausgewählten Betreuern für 10 Tage in das Kinderdorf Steinberg bei Graz fahren. In einer im September 1977 stattgefundenen Mitgliederversammlung gab Anton Weilmaier einen ausführlichen Bericht über die Leistungen der von einer SPD – Mehrheit geführten Gemeinde Hausham. Er wies dabei u.a. darauf hin, dass mit der vollzogenen Grundstückspolitik die Entwicklung Haushams weit bis ins Jahr 2000 vorgezeichnet ist und dass wie in der Vergangenheit auch zukünftig gemeindliche Grundstücke nur im Erbbaurecht vergeben werden, damit auch Einkommensschwache die Möglichkeit haben, in ihrer Heimatgemeinde bauen zu können. Vor geladenen Ehrengästen sowie dem Haushamer Gemeinderat ehrt Bürgermeister Anton Weilmaier im Dezember 1977 Prof. Dr. Wilhelm Hoegner. In seiner Ansprache erinnerte Anton Weilmaier and die Lebensgeschichte Wilhelm Hoegners: ab 1919 Mitglied der SPD, Landtags- und Reichtagsabgeordneter, von 1933- 1945 Emigration in die Schweiz, 1945 Ministerpräsident, Justiz- und Innenminister und von 1954-1957 erneut Ministerpräsident in Bayern. Hoegner erinnerte in seinen Dankesworten an die Bedeutung der gemeinschaftlichen Selbstverwaltung, die er in der bayrischen Verfassung verankert habe und an das Prinzip des Föderalismus. Am Abend des gleichen Tages fand im Gewerkschaftshaus seitens der Landkreis-SPD eine Jubilar-Ehrung mit 140 Jubilaren statt, in der der 90jährige Wilhelm Hoegner die Festansprache hielt. In den Bürgerversammlungen im Dezember 1977 berichtete Bürgermeister Anton Weilmaier u.a., dass die Gemeinde in diesem Jahr über 1,2 Millionen DM für den Rathausumbau, Friedhofserweiterung, Parkplätze, Schulhauserweiterung, Feuerwehrgeräte, Gehsteig - und Wegebau, Fußgängertunnel usw. ausgegeben hat. Alle Maßnahmen wurden von ortsansässigen Betrieben und Unternehmen ausgeführt. Weilmaier dazu: „Was von der Gemeinde vergeben wird, bekommen nur die Haushamer. Sie sind gute Handwerker und mit ihren Angeboten und Leistungen jederzeit konkurrenzfähig.“ Zusätzlich sind rund neun Millionen DM für Grunderwerb, Sportplatzneubau, Kanalisation und Wasserleitungen ausgegeben worden. In diesen Jahren werden nicht nur umfangreiche Sozialwohnungen gebaut. Weilmaier legt einen Plan für den Bau von rund 45 Eigenheimen in Tiefenbach-Holz vor. In der Jahreshauptversammlung am 6. Januar 1978 wurde Hans Faßnauer für weitere zwei Jahre wieder zum Vorsitzenden gewählt. Vor der Aufstellung der 40 Gemeinderatskandidaten zur Wahl am 5. März gibt Bürgermeister Anton Weilmaier eine Rückschau über das Geschehen der letzten 12 Jahre in der Gemeinde und berichtet dabei u.a.: „Selbst der Vorsitzende des Gewerbevereins in Hausham (Rudi Solinger, CSU-Mitglied) hat öffentlich erklärt, dass das Gewerbe und die Gemeinde in Hausham bestens zusammenarbeiten und es keinen Anlass gebe, die Augenblicke politische Situation in Hausham zu verändern“. Hart fasste Anton Weilmaier den neuen CSU-Ortsvorsitzenden Max von Poser an. Poser habe das Klima im Gemeinderat vergiftet, weil er die CSU – Gemeinderäte von ihrer aktiven Mitarbeit abbringe. Bei der Gemeinderatswahl am 5. März 1978 büßte die SPD leider zwei Sitze ein und hat nur noch 12 der 20 Mandate inne. Alois Schuster wurde mit 13:7 Stimmen wieder zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Im August 1978 besuchte Bundesfamilienministerin Antje Huber die Haushamer SPD. Bürgermeister Anton Weilmaier begrüßte die Ministerin im Rathaus. Nach einer Besichtigung Haushamer Einrichtungen bezeichnete Antje Huber die Gemeinde als „blühende Gemeinde“. In einer Mitgliederversammlung im Gasthaus Biber sagte sie in ihrer Begrüßungsrede: „Was ich in Hausham gesehen habe, das ist Familienpolitik“. Ebenfalls im August 1978 feierte die SPD – Frauengruppe ihr 25jähriges Bestehen. Festredner Heidi Westphal (MdL) unterbrach eigens ihren Urlaub, um mit den Haushamer Frauen feiern zu können. Peter Gasser vom Bezirk Südbayern sagte bei seinen Grußworten: „Es gebe nirgend so eine Einrichtung, wie sie die Frauen in Hausham geschaffen haben.“. Anton Weilmaier meinte in seiner Laudatio: „Die Männer der Haushamer SPD seien zwar sehr aktiv, aber die Frauen stellten in der Familie das Rückgrat der SPD – Politik dar“. Wegen ihrer guten Kontakte zu ausländischen SPD – Frauengruppen ernannte Weilmaier die Vorsitzende Martha Weigl zu „örtlichen Außenministerin“. Bei der Bürgermeisterwahl am 3. September 1978 erreichte Anton Weilmaier gegenüber seinem CSU – Gegenkandidaten Max von Poser ein Traumergebnis von 83,1 Prozent der Stimmen. Mit 54 Prozent Stimmenanteil für die SPD konnte die SPD in Hausham bei der Landtagswahl das beste Ergebnis aller oberbayerischen Gemeinden erreichen. Ab August 1978 wird zur ständigen und besseren Information der Mitglieder monatlich die Information „direkt“ herausgegeben. Ebenfalls wird in diesem Jahr gemeinsam mit der Kreis-SPD ein Bürgerbüro (im Volksmund „Sozistüberl“ genannt) eröffnet. Es ist dies ein weiterer Schritt zu einer bürgernahen Parteipolitik vor Ort. In der Jahreshauptversammlung am 6. Januar 1979 wählt die Versammlung als Nachfolger für den verstorbenen Kassier Josef Lamprecht Rudi Ziske. Anton Weilmaiergibt in seinem Referat „Haushams Kommunalpolitik – Soziale Gesellschaftsaufgabe“ zu verstehen, dass Hausham seit der Stilllegung des Bergwerks im Jahre 1966 durch eine gezielte Strukturverbesserungspolitik sich die Anerkennung als „Zentraler Ort“ erarbeitet hat. In Hausham gibt es keinen „Ausverkauf der Landschaft“, wie etwa im Tegernseer Tal. Hausham wird weiterhin den sozialen Wohnungsbau pflegen. Trotz der vielen in Angriff genommenen Aufgaben wird es auch 1979 keine Erhöhung der Steuerhebesätze sowie der Gebührensätze geben. Zur Jahreshauptversammlung der SPD – Frauengruppe am 3. Februar1979 kam überraschenderweise die Bundestagsabgeordnete Elfriede Eilers. Die Genossin Eilers war die erste Bundesvorsitzende der AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen). Elfriede Eilers äußerste wohlwollend ihr Erstaunen über die hervorragende Aktivität der Haushamer Frauengruppe. Im Juni 1979 diskutiert der Planungsausschuss der Region Oberland in Garmisch – Partenkirchen das „Haushamer Modell“ der Baulandbeschaffung, das darin besteht, dass in Hausham seit Jahren vorausschauende Grundstücksvorratspolitik für den sozialen Wohnungsbau betrieben wurde. Bürgermeister Anton Weilmaier erläuterte dort in seinem Referat, dass er in Hausham durchaus eine kapitalistische Methode zur Wiederherstellung einer „sozialen“ Marktwirtschaft auf dem Grundstücksmarkt empfiehlt und dies auch seit Jahren erfolgreich praktiziert hat. „Ich habe“, so Weilmaier, „frühzeitig damit begonnen, 50.000 Quadratmeter Grund, die von der Gemeinde Hausham außerhalb seiner Gemarkung erworben wurden, in landwirtschaftliche Hofstellen umgewandelt.“ Alle im Gemeinde-Innenbereich abgelösten Bauern bekamen EWG-gerechte und größere Hofstellen, schöne Bauernhöfe also, die sonst sicher nur von Norddeutschen gekauft worden wären. Damit haben wir in Hausham eine verbesserte Wohnkultur schaffen können. „Weilmaiers Konzept also: Wenn die Gemeinde Wohnungsbau und gewerbliche Ansiedlung mitsteuern will, dann muss sie selber Grundstücke haben und nach Möglichkeit auch auf lange Sicht unter Kontrolle behalten (Weitergabe nur im Erbbaurecht). Am 25. Mai 1979 hatte Hausham hohen Besuch. Annemarie Renger, damalige Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestags, kam nach Hausham. Nach einem Empfang im Rathaus bei Bürgermeister Anton Weilmaier, besichtigte sie kommunale Einrichtungen wie Kindergarten, Volksschule, Sonderschule, Zentrale Sportanlage, Feriendorf Holz, Fort Christoph und die Parkwohnanlage Auerbergstraße. Bei der ersten Europawahl am 10. Juni 1979 blieben Haushams Bürger der SPD treu. 51,8 Prozent Stimmen für die SPD. Der politische Gegner, die CSU, bekam 40,8 Prozent. Leider erreichte die SPD im Landkreis Miesbach nur 25,6 Prozent, in Bayern 29,2 Prozent und auf Bundesebene 40,8 Prozent. Bürgermeister Anton Weilmaier bringt 1979 mehrmals zum Ausdruck, dass wir in Hausham stolz sein können, eine „junge Industriegemeinde im Grünen“ zu sein. Der im Gemeinderat verabschiedete Flächennutzungsplan, der für die nächsten 15-20 Jahre eine weitere Bebauungsfläche von rund 50 ha vorsieht, weist dann insgesamt nur acht Prozent bebaute Flächen der Gesamtgemarkung aus. Anders gesagt, bei einer Gesamtfläche der Gemeinde von 2.220 ha sind insgesamt nur 115 ha bebautes Ortsgebiet. Hausham wird also auch in Zukunft eine Oase im Grünen bleiben. Nach Inkrafttreten des Bayerischen Abfallgesetzes wird 1980 die geordnete Mülldeponie der Gemeinde Hausham zur „zentralen Mülldeponie“ für den gesamten Landkreis Miesbach umgewidmet. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten hat sich die Abfallbeseitigung in Hausham gut eingeführt. Am 2. April 1980 hat Bürgermeister Anton Weilmaier seinen 60. Geburtstag. Es besteht die Meinung, dass ganz Hausham eingeladen wird, um mit ihm zu feiern. Die Vorbereitung dazu wird vom 2. Bürgermeister Alois Schuster und einigen Gemeinderäten organisiert. Das Kuriose dabei am Rande vermerkt. Geburtstagskind Anton Weilmaier besteht in seiner bekannten derben Art drauf, dass dies schon sein 61. Geburtstag ist, da er ja am Tag seiner Geburt den 1 Geburtstag hatte. Alois Schuster formulierte in der Einladung zur Geburtstagsfeier salomonisch „Zum großen Festabend für unserem 1. Bürgermeister Anton Weilmaier zur Vollendung seines 60. Lebensjahres laden wir …“. Am 6. April 1980 erlag 2. Bürgermeister Alois Schuster im Alter von 78 Jahren einem Herzinfarkt. Mit ihm ging ein Leben für die Allgemeinheit zu Ende. Hans Faßnauer wird vom Gemeinderat mit Mehrheit zum neuen Stellvertreter des 1. Bürgermeisters gewählt. Bundesbauminister Dr. Dieter Haack besucht im Zusammenhang einer Informationsreise durch Bayern auch die Gemeinde Hausham. Nach Empfang im Rathaus und einer Gemeindebesichtigung nannte Dr. Haack das vieldiskutierte und ihm bestens bekannte „Haushamer Modell“ im sozialen Wohnungsbau als beispielgebend für Bayern und dem gesamten Bundesgebiet. „Ich glaube, das ist ein toller Bürgermeister“. Dieses Kompliment an Anton Weilmaier machte die Bundestags- Vizepräsidentin Annemarie Renger, als sie Ende August 1980 dem Industrieort Hausham ein weiteres Mal ihre Aufwartung machte.