Das Wirtschaftswunder

Anton Weilmaier zusammen mit Prof. Wilhelm Hoegner (Minsterpräsident in Bayern 1945 und von 1954-1957)
Anton Weilmaier zusammen mit Prof. Wilhelm Hoegner (Minsterpräsident in Bayern 1945 und von 1954-1957)

Nach dem totalen Zusammenbruch wurde mit Genehmigung der Alliierten Kommandantur die SPD in Hausham am 23. Dezember 1945 im Gasthaus Biber wieder gegründet. Im Protokollbuch kann man nachlesen: „Nach 12 ½ Jahren Verbot, Terror und Unterdrückung ist die Sozialdemokratische Partei wieder neu erstanden. Der gute Ruf fand bei der werktätigen Bevölkerung sofort wieder Anklang“.

Vorsitzender wurde abermals Georg Konrad. Vorausgegangen war eine Großkundgebung im Haushamer Hof, die von über 500 Bürgern besucht war und auf der Thomas Wimmer, der unvergessen Oberbürgermeister von München, das Hauptreferat hielt.

Bei den ersten Gemeinderatswahlen am 27. Januar 1946 erhielt die SPD wiederum wie schon in den Jahren vor 1933 das absolute Vertrauen und Josef Estner, langjähriges Mitglied der SPD, Hauer im Bergwerk und bereits vor 1933 Mitglied des Gemeinderates, wurde vom neugewählten Gemeinderat einstimmig zum 1. Bürgermeister gewählt.

Während seiner Amtsperiode gelang es ihm in Zusammenarbeit mit der SPD- Fraktion die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit zu überwinden und den Wiederaufbau unserer Gemeinde zu meistern.

Ihm und einigen SPD – Genossen gelang 1946 in Verbindung mit den Gewerkschaften und den Naturfreunden auch die Neugründung der Volkshochschule. Seine Persönlichkeit und seine Tatkraft haben das Gesicht unserer Gemeinde nachhaltig geprägt. Josef Estner war ein aufrechter Sozialdemokrat. Er ist in seinem Dienstzimmer 1955 unerwartet einem Herzschlag erlegen.

1950 übernahm Heinrich Simbeck als Vorsitzender für ein Jahr die Geschicke des Ortsvereins. Sein Organisationstalent hatte er bereits als Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt unter Beweis gestellt. Er holt die fällige 50-Jahrfeier des Ortsvereins nach. Als Festredner wirkte der Bayrische SPD-Vorsitzende Waldemar von Knoeringen.

Im selben Jahr hielt die SPD- Landtagsfraktion eine dreitägige Arbeitstagung in Hausham ab und bei der durchgeführten Friedrich-Ebert-Gedenkfeier ist der damalige Ministerpräsident Högner als Festredner in Hausham. Landtagsabgeordneter Andreas Piehler (Braunkohlenbär genannt) wird wieder in den Langtag gewählt und bei den Gemeinderatswahlen stellt die SPD 11 von 16 Gemeinderäten.

1951 löst Anton Weilmaier Heinrich Simbeck als Vorsitzender ab. Acht Jahre steht er dem Ortsverein als Triebfeder vor.

Erstmals wird die Vorstandschaft erweitert und je einen Delegierten für Fragen des Betriebsrats, des Sports, der Volkshochschule, der Kriegsbeschädigten, der Fraktion, der Flüchtlinge und der Arbeiterwohlfahrt bestimmt. Weilmaier legte auch wieder mehr Wert auf die Arbeit der Partei im sogenannten „Hinterland“ und schlug vor, das Leitsachtal bis Bayrischzell politisch von Hausham aus zu betreuen, so wie es schon bei der Parteigründung 1945 beantragt wurde.

Bei den Kommunalwahlen 1952 konnte der Ortsverein neben Bürgermeister Josef Estner 12 Gemeinderäte für die SPD entsenden.

Auf dem 1954 in Hausham stattfindenden Bezirksparteitag der SPD sprachen auf einer öffentlichen Kundgebung zum Abschluss der Vorsitzende der SPD Ollenhauer und Waldemar von Knoeringen. Im gleichen Jahr wurde auf Initiative Anton Weilmaiers eine eigene Frauengruppe gegründet, die bald einen enormen Aufschwung zu verzeichnen hatte.

Am 6. März 1955 wird Josef Penzkofer bei einer Wahlbeteiligung von rund 76 Prozent mit 90 Prozent der Stimmen zum neuen 1. Bürgermeister gewählt. Josef Penzkofer war bereits seit 1946 im Gemeinderat und dort Sprecher der SPD-Fraktion.

Bei den Kommunalwahlen 1956 wurde zum ersten Mal für die SPD eine Frau, nämlich Maria Glasl, als Gemeinderätin gewählt. Der Stimmenanteil für die SPD bei den Bundestagswahlen 1957 erreichte in unserer Gemeinde die Rekordhöhe von 63,5 Prozent und bei den Neuwahlen zum Landtag fehlten dem 1. Vorsitzenden Anton Weilmaier 39 Stimmen um als Direktkandidat in den Landtag einziehen zu können. Abgeordneter wurde er jedoch über das gute Ergebnis an Zweitstimmen. Georg Konrad wurde direkt in den Bezirkstag gewählt.

Anton Weilmaier kandidierte im Jahr 1959 wegen Arbeitsüberlastung nicht mehr zum Vorsitzenden des Ortsvereins. Sein Nachfolger wurde Alois Schuster, Bergmann und Betriebsratsvorsitzender. Eine seiner Hauptaufgaben war es, mit der Vorstandschaft das 60jährige Jubiläum des Ortsvereins vorzubereiten und durchzuführen. Die Feier war der Höhepunkt seiner zweijährigen Amtszeit als Vorsitzender.

Bei den Gemeinderatswahlen 1960 konnte man die Mandate wieder von 11 auf 12 erhöhen. Auch der Zahl der Mitglieder stieg bedeutend an und dank der vielen jüngeren Mitglieder sank das Durchschnittsalter von 50 auf 42 Jahren.

1962 wurde Heinrich Simbeck wieder Vorsitzender des traditionsreichen Ortsvereins. Von den vielen öffentlichen Veranstaltungen in diesem Jahr sind besonders die Versammlung mit dem MdB Walter Arendt und Peter Nellen, sowie die öffentliche Kundgebung der Frauengruppe mit der damaligen Bundestagspräsidentin Annemarie Renger zu erwähnen.

In den folgenden Jahren sind erneut wieder viele Junge zur Partei gestoßen. Nicht unerwähnt bleiben kann und soll das Haushamer Ergebnis zum Volksbegehren für die Änderungen des Bayrischen Schulgesetzes, dessen guter Ausgang nur durch eine aktive Arbeit jedes einzelnen Parteimitgliedes zustande kam.

1966 traf die Partei erneut ein harter Schlag. So wie sein Vorgänger erlag nun auch 1. Bürgermeister Josef Penzkofer einem Schlaganfall in seinem Dienstzimmer. Zukunftsweisende Leistungen, wie Ortskanalisation, Wasserversorgung, Müllabfuhr und Hebung des Fremdenverkehrs – um nur einige zu nennen – sind unter seiner Dienstzeit mit der SPD – Mehrheit im Gemeinderat geschaffen worden. Sein Tod traf die Gemeinde und die SPD umso mehr als am 31.April 1966 die Grube Hausham geschlossen.

Bei der Neuwahl für den berufsmäßigen 1. Bürgermeister siegte Anton Weilmaier mit über 80 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber dem CSU – Kandidaten Josef Kleeberg.